„1. Mai. Unser Tag – Gute Arbeit – sichere Rente – Soziales Europa“
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Veranstaltung des DGB zum 1. Mai.
Ich bin Ludger Klein-Ridder, im 40. Dienstjahr und im 40. Gewerkschaftsmitgliedsjahr.
Ich hätte mir allerdings vor 40 Jahren nicht träumen lassen, einmal offiziell auf einer 1. Mai – Kundgebung für die GEW zu sprechen.
Das gibt mir Gelegenheit, einmal Bilanz zu ziehen.
Welche Träume für die Arbeit im Bildungsbereich hatte ich vor 40 Jahren – welche Ziele sind erreicht – welche noch in weiter Ferne?
Vor 40 Jahren hatte ich also gerade mein Studium abgeschlossen und hoffte, auf eine offene Gesellschaft zu treffen nach all den studentischen Protesten.
Die 1. Gesamtschule war 1969 gerade eröffnet worden und die Freie Schule in Bochum stand in den Startlöchern. Hier bot sich eine Bildungsreform, die Klassenübergreifend war im doppelten Sinne.
Kompensatorik, also der besonders intensive Ausgleich für zuvor Bildungsbenachteiligte, war das Stichwort. Und wir jungen Lehrer_innen sahen alle Chancen, unsere Ideen in einer fortschrittlichen Schule
umzusetzen. Und nach 40 Jahren Kampf ist jetzt etwas Unglaubliches passiert: Gesamtschulen, mehr als eine ganze Generation lang von konservativer Seite bekämpft, werden selbst in Rietberg, Verl und Rheda-
Wiedenbrück eingerichtet und erfolgreich angewählt.
Gesamtschulen haben bisher Unglaubliches geleistet: Ihre Abiturient_innen haben bis zu 75 Prozent nur eine Hauptschul- oder Realschulempfehlung aus der Grundschulzeit mitbekommen. Ein Beweis dafür, dass eine solche Empfehlung das Lehrer_innendasein zumindest in der Primarstufe nicht gerade erleichtert.
Und wie war es mit der Lehrerversorgung im Laufe der Jahre:
eine ganze Lehrergeneration wurde nicht eingestellt, weil wir im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen nicht erfolgreich waren. Bis heute wird nicht genügend Geld in den Bildungsbereich investiert. Versprechen noch aus dem letzten Wahlkampf, die Demografiegewinne bei der Schülerzahl nicht zum Stellenabbau zu nutzen sondern zum Zwecke der Inklusion in der Schule zu belassen – schon jetzt relativiert.
Forderungen, Beamte und Angestellte, also Tarifbeschäftigte gleich zu bezahlen – seit langem blockiert.
Noch im gerade abgelaufenen Tarifkampf die Eingruppierungsordnung im TdL ignoriert.
DAS kann doch nicht wahr sein! Gleiche Arbeit = Gleiches Geld
ist uns wichtig – und das zählt!!!
Kommen demnächst dann die Brüningschen Notverordnungen?
Ein Vorgeschmack davon ist die Nullrunde für Beamt_innen 2013.
Guntram Schneiders Auftritt beim Gewerkschaftstag zeigte die ganze Arroganz der Macht, die er jetzt als Arbeitsminister hat und die nichts mehr mit seiner vorherigen Rolle als DGB-Chef in NRW zu tun hat.
Daraus ergeben sich notwendige Widerstandsaktivitäten.
Und deshalb müssen wir alle, ob Beamte oder Tarifbeschäftigte, am 15. Mai massenhaft vor dem Düsseldorfer Landtag demonstrieren, dass wir einen solchen Wortbruch unseres Arbeitsministers nicht hinnehmen.
Und was tun die Kommunen?
Sie hängen am Tropf. Die Finanzen sind begrenzt – wir wissen warum. Das führt zu vielfacher Lähmung der Schulentwicklung. Dabei ist mit der Inklusion ein gewaltiger Auftrag abzuarbeiten. Sind wir darauf vorbereitet?
Ich fürchte, weder inhaltlich, noch finanziell, noch vom Personal her.
Nicht, dass uns der gute Wille fehlt, aber irgendwo ist auch die Grenze der persönlichen Belastbarkeit erreicht.
Und ist unsere Bevölkerung auf Inklusion vorbereitet?
Sie muss doch erst mitgenommen werden!
Die Aufgabe bleibt eine gesamtgesellschaftliche, denn Inklusion muss kommen, so wie die Gesamtschulen gekommen sind, wenn auch nicht als alleinige Schulform.
Gütersloh muss seine Schulentwicklungsplanung unter dem Aspekt der Inklusion vorantreiben und beim Land die entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen anfordern. Und wenn die Stadtverwaltung das allein nicht schafft, dann braucht sie auch den Druck aus den Gewerkschaften, aus allen Einzelgewerkschaften des DGB.
Dann klappt es vielleicht auch mit der Verhinderung der Kürzung der Finanzmittel für Vertretungsunterricht und mit der Verbesserung der Situation der befristet Beschäftigten.
Es ist noch viel zu tun für uns Gewerkschafter_innen.
Packen wir´s an, damit es gute Arbeit wird.
Danke für´s Zuhören.